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Zeitungsartikel vom Mi, den 28.12.2016 des öffentlichen Anzeigers.
Foto: Josef Nürnberg
Heiligabend – Die Christvesper in der evangelischen Markuskirche machte nachdenklich – Neue Heimat in Deutschland
Bad Kreuznach.
Was Heiligabend 2016 bedeutet, wurde bei der Christvesper in der evangelischen Markuskirche deutlich. Denn im von Flüchtlingen gespielten Weihnachtsspiel zogen eben jene Menschen nach Bethlehem, die ebenfalls ihre Heimat verloren haben und flüchten mussten. Sie waren unterwegs wie jene Menschen, die sich einst auf den Weg machten, weil ein römischer Kaiser eine Volkszählung durchführte.
Eines machte der von Pfarrerin Elfi Decker-Huppert und Pfarrer Siegfried Pick geleitete Gottesdienst deutlich: Bad Kreuznach kann den Menschen, die vor Krieg und Terror nach Deutschland geflüchtet sind, gerade zur Weihnachtszeit eine neue Heimat sein. Man merkte den Flüchtlingen, die zum Christentum konvertiert sind, an, wie ernsthaft sie das von Lukas geschriebene Weihnachtsevangelium nachspielten. Auch wenn die Geburt des Erlösers im Mittelpunkt des Geschehens steht, war gerade die Herbergssuche sehr intensiv. Vor dem Hintergrund, dass diese Menschen selbst bis vor Kurzem auf der Suche nach einer Bleibe in einem für sie fremden Land waren, machte diese Szene nachdenklich.
„Einige der Herbergssuchenden sind immer noch auf der Suche nach einer Wohnung“, informierte Pick. Doch auch das Herbergspaar spielte eine interessante Rolle. So stellte sich das Paar immer wieder die Frage, ob es weitere Gäste aufnehmen kann. Eigentlich stellten die Herbergsleute damit genau jene Frage, die auch Deutschland angesichts der großen Flüchtlingswelle beschäftigt und die angesichts von Fragen zur Obergrenze in der politischen Diskussion immer noch aktuell ist. Das Herbergspaar löste das „Problem“ wie auch viele Menschen in unserem Land, in dem es zusammenrückte. Letztlich war auch für Maria und Josef noch Platz. Wenn auch bekanntermaßen nur in einem Stall, den das Herbergspaar zur Verfügung stellte. Decker-Huppert sprach in ihrem Impuls davon, dass der Stall, die Notunterkunft, zu einem Stück Himmel wird.
„Und das auch weil die Wirtsleute nicht aufgegeben haben, gastfreundlich zu sein“, erklärte die Seelsorgerin. Decker-Huppert: „Wo alles finster und verloren schien, hat der Stall Licht und Leben gebracht.“ Damit drückte die Pfarrerin genau das aus, was Prophet Jesaja im 8. Jahrhundert vor Christi Geburt geweissagt hatte (Jes 9,1): „Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf.“ Eben die Geburt des Erlösers – der eigentliche Grund von Weihnachten (Jes 9,5): „Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Die Herrschaft liegt auf seiner Schulter; man nennt ihn: wunderbarer Ratgeber, starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens.“