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„Wie ein Wunder“
Ein Meer, ein Boot – und getragen von der Hoffnung, das rettende Ufer zu erreichen.
Unsere Chance kam ganz unerwartet: Im Herbst 2015 waren die Grenzen nach Europa mit einem Mal offen – und wir standen plötzlich vor einer schweren Entscheidung. Sollten wir von heute auf morgen nach Deutschland aufbrechen? Vor sieben Jahren hatte ich mit meiner Mutter und meinem kleinen Bruder aus politischen Gründen den Iran verlassen und war nach Kuala Lumpur in Malaysia gegangen. Ich wollte schon damals lieber nach Deutschland, doch wir bekamen kein Visum. Jetzt mussten wir innerhalb von 24 Stunden handeln. Wir hatten Angst, so Hals über Kopf wieder auf die Flucht zu gehen. Der Weg nach Deutschland war ja weit und gefährlich. Viele sind schon bei der Fahrt übers Meer umgekommen. In Kuala Lumpur hatte ich mich taufen lassen, und so fragten wir unseren Pastor um Rat: Er sagte: „Wenn du in deinem Herzen die Sicherheit spürst zu gehen, dann geh los. Mit Gott bist du sicher.“ Dann haben wir gebetet – und was nun geschah, war wie ein großes Wunder. Wir flogen in die Türkei. Von dort brachten uns Schleuser übers Mittelmeer. In einem Motorboot fuhren wir nachts von der türkischen Küste zur griechischen Insel Samos. An Bord waren nur zehn Flüchtlinge, anders als in den vielen überladenen Booten. Die Mitreisenden hatten große Angst, doch ich schlief ruhig ein. Denn ich war sicher, dass Jesus mich beschützt und mit mir ist. Weiter ging es von Samos nach Athen, dann über die Balkanroute und durch Österreich nach Deutschland. Viele Flüchtlinge strandeten in Griechenland, doch wir schafften den Weg bis nach Bad Kreuznach in nur einer Woche. Wir konnten es selbst kaum glauben; Gott hatte uns seine Gnade erwiesen. Eine große Gnade war auch der Empfang in Bad Kreuznach. Wir wurden sogleich freundlich in die evangelische Gemeinde aufgenommen. Das war ein großer Segen für uns. Das sind Momente, in denen Gott sich zeigt.
Samantha Khosravi, 19, lebt in Bad Kreuznach und besucht dort ein Gymnasium.
Der Artikel der „REFORMATION“ – Ein Theologischer Impuls 2017 – ist HIER als PDF zu finden.