- Veranstaltungen
- Keine Kommentare
Über 80 Interessierte folgten der Einladung der Ehrenamts-Koordinierungsstelle des Pfarramts für Ausländerarbeit „Aktiv für Flüchtlinge Bad Kreuznach” am Montag Abend in das Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Bad Kreuznach wo der bekannte Mainzer Arzt und Vorsitzenden des Vereins Armut und Gesundheit in Deutschland e.V. Prof. Dr. med. Gerhard Trabert zum Thema „Menschenrecht kennt keine Grenzen – Die Situation geflüchteter Menschen an den EU-Außengrenzen“ referiert.
Dr. Trabert ist in Flüchtlingslagern und mit SeaWatch e.V. bei der Seenotrettung im Einsatz. Sein Weg führte ihn u.a. nach Lampedusa, nach Idomeni, an die Grenze der Türkei und in den Libanon. Eindrücklich berichtet er anhand von Fotografien von der Situation der flüchtenden Menschen in verschiedenen Lagern und bei dem Versuch, das Mittelmeer zu überqueren sowie von der täglichen Arbeit der vielen (oft privaten) Initiativen, die helfen, und auch von der beeindruckenden Solidarität der Menschen vor Ort.
Dr. Trabert ergänzt seine Ausführungen durch die Nachricht eines syrischen Kollegen, die er durch das Mikrofon abspielt. Der syrische Arzt, der allem Anschein nach vollkommen am Ende ist, berichtet mit monotoner Stimme, dass wieder 400 Menschen bei einem Angriff umgekommen sind und er mehrere Kinder mit abgetrennten Gliedmaßen auf seinem Operationstisch behandeln musste. „Wann war das?“ kommt die Frage aus dem Publikum. „Heute…“ Der Schock sitzt tief, viele sind sehr berührt. Täglich sterben Menschen in Kriegsgebieten und auf der Flucht. Viele von Ihnen sind Opfer der europäischen Politik der Abschottung, ihnen werden legale, sichere Fluchtwege verwehrt. Aus diesem Grund hatte der Verein Ärzte ohne Grenzen im Juni dieses Jahres aus Protest gegen die europäische Flüchtlingspolitik angekündigt, keine EU-Gelder mehr anzunehmen. Jedes Jahr im Herbst steigen die Zahlen derer, die versuchen Europa über das Mittelmeer zu erreichen. Die Situation ist diesem Herbst besonders brisant, da es durch diverse Grenzschließungen kaum Möglichkeiten gibt, Europa über den Landweg zu erreichen. Ein Großteil der flüchtenden Menschen muss unter unmenschlichen Bedingungen in Flüchtlingslagern ausharren. Viele andere sind gezwungen, von Libyen aus über das Mittelmeer zu kommen. Leider kommen viel von Ihnen nicht in Europa an. Allein im ersten Halbjahr 2016 sind mindestens 2900 Männer, Frauen und Kinder im Mittelmeer ertrunken – so gab die Internationale Organisation für Migration (IOM) bekannt. Die Abschottungspolitik der Europäischen Union und das Fehlen legaler, sicherer Fluchtwege generiert eine permanente humanitäre Katastrophe. Ärzt*innen und andere Mutige wie Dr. Trabert erreichen leider nur einen Bruchteil der hilfsbedürftigen Menschen. Dr. Trabert fragt, ob wir später auch behaupten werden, von nichts gewusst zu haben, wie Generationen vor uns.
Doch es gibt auch Hoffnung. Letztes Jahr stach die Sea Watch 1 noch alleine in See, dieses Jahr gab es schon 6 weitere Initiativen und auch Sea-Watch e.V. konnte ein deutlich größeres Boot mit besserem Equipment einsetzen.
Jedoch betont Dr. Trabert auch, dass nicht jeder bei der Seenotrettung mitmachen muss, jeder könne auf seine Weise die Menschen, die zu uns kommen unterstützen. Und Unterstützung sei auch hier vor Ort enorm wichtig. Ein schönes Schlusswort spricht Hartmuth Conrad, ehrenamtlich aktiv in der Flüchtlingsarbeit beim Ausländerpfarramt, nachdem Dr. Trabert sich als Träumer outet: „Wir haben einen Traum, dass es besser wird und wir es schaffen!”
Insgesamt konnten diese Woche über 500,- € Spenden an Sea-Watch e.V. überwiesen werden. Ein Gesamtbetrag, der durch Spenden der Besucher*innen der Veranstaltung und solchen aus Spendenbüchsen, die im Landhotel Niederthäler Hof in Schloßböckelheim aufgestellt waren, zustande kam.
Spenden zur Seenotrettung von Sea-Watch sind weiterhin willkommen:
Spendenkonto Sea-Watch e.V.:
IBAN DE77 1002 0500 0002 0222 88
Wer sich ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit engagieren möchte, kann sich gerne melden bei:
Aktiv für Flüchtlinge Region Bad Kreuznach
Tel: 0671 / 4837799
ehrenamt@auslaenderpfarramt.de