Lernzentrum Bad Kreuznach
Lernen am Computer
Das Lernzentrum Bad Kreuznach war Teil des Projektes
„Lernzentren in Rheinalnd-Pfalz“und wurde in Kooperation
der Volkshochschulen Bingen und Kaiserslautern und dem
Pfarramt für Ausländerarbeit durchgeführt.
Es wurde kofinanziert vom Asyl-, Migrations- und
Integrationsfond (AMIF).
Das Lernzentrum besteht weiter
es ist unter der Telefonnummer
0671 – 92 00 143
zu erreichen
weitere Infos unter
http://www.elag.de/lernzentrum-bad-kreuznach
Bericht aus der Allgemeinen Zeitung Bad Kreuznach vom 07.10.2016
BAD KREUZNACH – Das meiste auf Deutsch klappt schon, notfalls garniert mit einem englischen Wort. Mamoun Naim (48) kommt fast jeden Tag in das „Lernzentrum“ am Wassersümpfchen. Er sagt – auf Deutsch: „Ich fühle mich wohl hier. Die Leute sind sehr freundlich.“
Kein kompliziertes Anmeldeverfahren
Er ist mit seiner Familie aus Syrien geflohen und bereits als Flüchtling anerkannt. Und er bringt eine hohe berufliche Qualifikation mit: Er ist Ingenieur für optische Mechanik mit einem Doktortitel. Die ersten vier Monate hat die Familie in der Flüchtlingsunterkunft verbracht und sich in der neuen Heimat orientiert. Jetzt besucht er mit seiner Frau den Deutschkurs: „Das ist unkompliziert und unbürokratisch. Ich hoffe, dass ich mich in drei Monaten komplett auf Deutsch verständigen kann.“ Seine Lehrerin Inga Ayrapetyan, die vor zwölf Jahren aus Russland kam und von Russisch- auf Deutschlehrerin umgeschult hat, lobt ihren „Schüler“: „Er ist sehr intelligent, und seine Frau auch.“ Siebzehn Leute lernen bei der Armenierin aus Russland die deutsche Sprache.
Das Lernzentrum besteht seit 2008, wird getragen vom Ausländerpfarramt und wird aus Mitteln der Europäischen Union gefördert. Pfarrer Siegfried Pick erläutert, wie der Laden läuft: „Wir praktizieren hier ein offenes Lernen. Teilnehmen dürfen Migranten mit einer Aufenthaltsperspektive. Unser Zentrum richtet sich also an die, die bleiben werden.“ Jeder dieser Migranten kann vorbeikommen und an den Kursen teilnehmen, ohne komplizierte Anmeldeverfahren oder Bürokratie. In den Räumen stehen neun Computer, die es den Kursteilnehmern erleichtern, den Lehrstoff zu wiederholen. Das Lerntempo kann dabei jeder selbst bestimmen, unterstützt von „Lernbegleitern“.
Pick wünscht sich, dass das Angebot des Lernzentrums bekannter wird. Zwar haben bisher gut 200 Migranten in diesem Jahr das Angebot angenommen, doch es sind noch Kapazitäten frei: „Wir wollen auch jene Menschen erreichen, die schon länger hier sind, aber bisher diese Chance nicht genutzt haben. Wir hoffen also auf noch mehr Leute, die hierherkommen, weil sie lernen möchten. Alle die hier sind, kommen freiwillig.“
Einen neuen Schüler kann Pfarrer Siegfried Pick gerade begrüßen: Murat Tokgöz, den neuen Imam der Bad Kreuznacher türkischen Ditib-Gemeinde. Er ist erst seit ein paar Wochen hier und erklärt: „Selbstverständlich will ich auch die Sprache lernen, die hier gesprochen wird. Denn inzwischen leben ja viele Türken hier, die viel besser Deutsch als Türkisch sprechen.“ Der Imam bekräftigt, dass er regelmäßig zum Deutschkurs kommen wird.
Er orientiert sich an dem 48-jährigen Iraner Mehran Armin, der vor vier Jahren angefangen hat und inzwischen perfekt Deutsch spricht: „Das war sehr anstrengend. Am Anfang dachte ich, das schaffe ich nie. Aber dann habe ich gemerkt, dass es ohne die Sprache nicht geht. Und jetzt bin ich froh, dass ich das gelernt habe.“