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Pfarrer Siegfried Pick in den Ruhestand verabschiedet
Bad Kreuznach. Außergewöhnliche Klänge konnten die Besucher am vergangenen Sonntag in der Bad Kreuznacher Pauluskirche hören. Neben der gewohnten Kirchenmusik wechselten sich afrikanische Lieder mit iranischen Melodien ab. Unter Einhaltung der „Corona-Auflagen“ waren etliche Gäste zu einem besonderen Gottesdienst gekommen, in dem der langjährige Ausländerpfarrer Siegfried (Siggi) Pick in den Ruhestand verabschiedet wurde.
Pfarrer Pick begrüßte die Gemeinde mit den Worten: „Heute ist der Gottesdienst ein bisschen anders, vielleicht ein wenig bunter als sonst.“ Und so war es auch. Die afrikanische Gemeinde brachte einen anderen Schwung und andere Gewänder mit und bereicherte mit ihrer Musik die Vielfalt. Auch die iranischen Christen brachten neue Gesänge mit. Pick mag diese Unterschiede, diese Vielfalt, und sieht darin eine Chance für die Migration der geflüchteten Menschen. Stolz stellte er fest, dass sich die Arbeit der Kirche in den letzten Jahren und Jahrzehnten verändert hat. Früher betonte man, „für“ die Asylsuchenden zu arbeiten, mittlerweile wird das Miteinander betont. „Wir arbeiten mit diesem Menschen“, betonte er. Im Laufe der Jahre entstand so eine kleine internationale Gemeinde in Bad Kreuznach.
Dass eine solche Gemeinde Mitglieder aus ganz unterschiedlichen Ländern und Kulturen hat, konnten die Gottesdienstbesucher hören. Menschen, denen Pfarrer Pick geholfen hat, bei uns eine neue Heimat zu finden, erzählten von ihren Erlebnissen. Der Leiter der afrikanischen Gemeinde konnte berichten, dass sie die ersten Gottesdienste in einer Autowerkstatt feierten. Mit der Hilfe von Pfarrer Pick hat die Gemeinde ihre Heimat mittlerweile im Markuszentrum gefunden. Viele Mitglieder der iranischen Gemeinde wurden im Laufe der Zeit in der Pauluskirche getauft und besuchen dort die Gottesdienste.
Pfarrer Pick begann seine Arbeit im Kirchenkreis im Jahr 1988. Er sollte im nördlichen Rheinland-Pfalz gemeindebezogene Flüchtlingsarbeit aufbauen und Asylsuchende betreuen. Ursprünglich war das Projekt auf fünf Jahre angelegt, daraus wurden dann 32 Jahre, in denen Siegfried Pick für die Integration Geflüchteter arbeitete. Vor zwei Jahren konnte das von ihm aufgebaute Pfarramt für Ausländerarbeit, sein 30-jähriges Jubiläum feiern. Es ist bis heute ein Unikat in der ganzen Landeskirche. Die Ausländerarbeit ist in Pfarrer Pick in besonderer Weise mit den Kernaufgaben der Kirche verbunden. Im November 2019 wurde Siggi Pick für seine Arbeit der Landesverdienstorden von Rheinland-Pfalz verliehen. Ministerpräsidentin Malu Dreyer dankte ihm bei der Verleihung auch dafür, dass er Mitbegründer des Arbeitskreises Asyl Rheinland-Pfalz war, als dessen Sprecher er bis 2017 fungierte.
Für Siggi Pick war es immer wichtig, im Team zu arbeiten. „Viele arbeiten mit,“ sagte er, „das Team hat sich verändert, auch daran ist Integration sichtbar.“ Er bedankte sich bei allen, die die Arbeit auch finanziell in all den Jahren unterstütz haben. „Die Gemeinden im Kirchenkreis haben sich verändert,“ ergänzte er und betont die Deutschkurse vor Ort in den Gemeindehäusern, die Taufen in den Kirchen und vieles mehr. „Es entstand eine Gemeinde auf dem Weg und so Gott will, wird diese Arbeit auch gut weiter gehen!“
Die Evangelische Kirche im Rheinland wird das unterstützen und hat die Gründung einer internationalen Gemeinde in Bad Kreuznach als „Erprobungsraum“ anerkannt. Dieses Projekt ist auf fünf Jahre angelegt und vielleicht werden ja wieder mehr als 30 Jahre daraus. Pfarrer Pick jedenfalls freut sich darüber, dass die Arbeit weitergehen kann.
Superintendentin Astrid Peekhaus bedankte sich bei Siggi Pick und seiner Familie für mehr als 30 Jahre Dienst im Kirchenkreis. Sie erinnerte daran, dass der Ausländerpfarrer eher zufällig zu dieser Arbeit gekommen war, dann aber seine Berufung in „Seelsorge, Beratung, Organisation, praktischen Hilfen und Gottesdiensten“ fand. „Du warst immer Pfarrer und bist fröhlich geblieben“, ergänzte sie. „Ich wünsche dir, dass du deinen Humor behältst und Gottes Segen für die Zeit, die kommt.“
Marion Unger, Mitglied des Kreissynodalvorstandes und der Kirchenleitung der Landeskirche, richtete in ihrem Grußwort die Grüße von Präses Manfred Rekowski aus. „Du bist immer für die Menschen am Rande der Gesellschaft eingetreten, nicht nur für die Geflüchteten“, sagte sie.
Aus Düsseldorf war Dezernent Pastor Mike Lee zur Verabschiedung angereist. Er ist der Ansprechpartner für die Gemeinden anderer Sprache und Herkunft sowohl im Rheinland als auch in Westfalen. Pastor Lee freute sich darüber, dass in Bad Kreuznach kulturelle Vielfalt gefeiert wird. Ganz persönlich sprach er Pfarrer Pick an: „Du kannst dich niemals von deiner Vision verabschieden, sie bleibt in deinem Herzen.“
Neben anderen richteten auch Pfarrer Dr. Claus Clausen von der Kirchengemeinde Bad Kreuznach und die Oberbürgermeisterin der Stadt, Dr. Heike Kaster-Meurer, persönliche Grußworte an Siggi Pick.
Siegfried Pick bedankte sich ausdrücklich bei seiner Familie, die ihn all die Jahre immer unterstützt hat. An die Gemeinde gewandt sagte er: „Danke – Das hat mich alles sehr berührt!“