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Fachgerechte Unterstützung für die vielen ehrenamtlichen Helfer in der Flüchtlingsarbeit bot eine Fortbildung für ehrenamtlich Aktive unter dem Titel „Fit für Flüchtlinge“ des Pfarramts für Ausländerarbeit im evangelischen Kirchenkreis An Nahe und Glan. Die 36 Teilnehmenden erhielten jetzt ihre Zertifikate.
„Die Fortbildung hat mir Dinge nahegebracht, die ich vorher nicht wusste“, berichtet Claudia Hachgenei aus Meisenheim. Insbesondere die Einheit über interkulturelles Lernen empfand sie als aufschlussreich. „Wir sind verschieden – wie können wir uns verstehen?“ Dieser Frage ging man nach und erörterte die unterschiedlichen Zeitbegriffe. Während die Deutschland Pünktlichkeit eine verbindliche Größe darstellt, haben Menschen aus anderen Ländern eine andere Auffassung von Zeit. Zusammen mit Männern und Frauen, die in verschieden Regionen des Landkreises Bad Kreuznach Flüchtlinge betreuen, beschäftigte sich Claudia Hachgenei mit den politischen Rahmenbedingungen, den Möglichkeiten des Sprachunterrichts, mit Asylrecht, dem Umgang mit Behörden und kulturellen Unterschieden.
Aber auch das sensible Thema Nähe und Distanz wurde erörtert. Wer sich entschließt, beispielsweise eine Flüchtlingsfamilie beim Ankommen in der erwünschten neuen Heimat zu begleiten, muss mit unterschiedlichen Erwartungen, womöglich mit Trennungen und Enttäuschungen umgehen können. Eine Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie stellte in diesem Modul Strategien vor, mit deren Hilfe die eigenen Kräfte nachhaltig gesichert werden können. Weitere Experten – Ausländerpfarrer Siegfried Pick, eine Sprachberaterin, eine interkulturelle Trainerin, Vertreterinnen des Sozialamts und von Amnesty International – gestalteten die insgesamt sechs Module. Der Zuspruch war ausgesprochen lebhaft, denn Susanne Syren von „Aktiv für Flüchtlinge“ hatte das Fortbildungsprogramm nach den Wünschen der Teilnehmenden zusammengestellt. „Die Pilotfortbildung ist entstanden aus dem Bedarf der Ehrenamtlichen, den wir bei unserem wöchentlichen Ehrenamtstreff festgestellt haben“, erläutert sie.
Es war ein überschaubarer Zeitaufwand – sechs Module à je drei Stunden – in dem Wissen und Fertigkeiten bei der Betreuung von geflüchteten Menschen vermittelt wurde. „Wir wollen damit die Ehrenamtlichen stärken“, betont Susanne Syren. Finanziert wurde die Fortbildung vom rheinland-pfälzischen Integrationsministerium. Von den 36 teilnehmenden Personen haben 16 an mindestens vier Veranstaltungen teilgenommen.
Für den Kirchenkreis An Nahe und Glan war die Vergabe der Zertifikate Anlass zu einer kleinen Feier. Dabei sprach Synodalassessorin Astrid Peekhaus den Teilnehmenden Dank und Anerkennung für ihr Engagement aus. Es sei beeindruckend, wie viele Menschen sich in der Flüchtlingsarbeit engagierten. „Entscheidend ist aber das Wie“, meinte sie. Oft seien Grenzen der eigenen Belastbarkeit erreicht. „Darum brauchen Ehrenamtliche Qualifizierung und aller Erfahrung nach wollen sie sie auch“, betonte Astrid Peekhaus und meinte: „Man kann nur gewinnen, wenn man sich dafür Zeit nimmt.“
Diesen Gewinn verbucht auch Christian Grüning aus Bibelsheim. Er hat Kontakt zu einer Familie mit Zwillingen aus Eritrea und hat sein Wissen über Asylrecht vertieft. „Für die Betreuung der Familie konnte ich schon vieles mitnehmen“, erklärt er.
Text: Marion Unger